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1. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 187

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
187 sandten, welcher immer noch vermitteln wollte, sagte er, er habe die Schweden den Tataren znm Frühstück geschenkt, den Kurfürsten aber wolle er in ein Gefängnis stecken, wo ihn weder Sonne noch Mond bescheinen solle. Das schwedische Lager war bei Novodwar, am Einfluß des Bug in die Weichsel. Dort stieß der Kurfürst mit 8600 Mann zu den Schweden, die 9000 Mann stark waren. Die Übermacht des Feindes war somit bedeutend. Am 28. Juli 1656 begann die dreitägige Schlacht bei Warschau. Die Schweden standen unter König Karl X. auf dem rechten Flügel, die Brandenburger unter dem Kurfürsten und dem Feldmarschall von Sparr auf dem linken. Am Abend des ersten Tages fanden kleinere Gefechte statt. Am 29. Juli erstürmte der Kurfürst einen von den Polen besetzten Hügel, der einen Überblick über das Schlachtfeld gewährte und eine Beschießung des feindlichen Lagers ermöglichte. Alle Versuche des Feindes, den Hügel, welcher durch die Aufstellung der brandenburgischen Geschütze zu einer kleinen Festung umgewandelt war, wieder zu nehmen, scheiterten an der Umsicht und Tapferkeit der Verteidiger. König Karl wechselte im Verlaus des Kampfes seine Stellung, um seine Angriffe gegen eine schwächere Seite des Feindes richten zu können. Er zog hinter dem brandenburgischen Flügel nach der anderen Seite und hatte nun selbst den linken, der Kurfürst den rechten Flügel inne. Mit großer Ruhe wurde dieses Manöver unter den Angriffen des Feindes ausgeführt und zum Angriff auf die Polen vorgegangen. Der Kurfürst sah sich inzwischen den heftigsten Angriffen ausgesetzt, aber seine Brandenburger standen wie Mauern und wichen keinen Zoll zurück. „Seiner hohen Kondnite war vor allem die herrliche Viktoria zu danken," sagte der schwedische Feldmarschall Wrangel. Doch war an diesem Tage die Entscheidung noch nicht errungen; es bedurfte hierzu noch eines dritten Schlachttages. Am 30. Juli wurde der vor Prägn sich hinziehende, wohl verschanzte und mit Fußvolk besetzte Wald von dem Feldmarschall von Sparr erstürmt und dadurch das Centrum der feindlichen Stellung durchbrochen, während der Kurfürst die durch das polnische Geschütz verteidigten Anhöhen wegnahm und von dort aus das

2. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 198

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
198 in die Stadt. Anderthalb Stunden wurde in den Straßen ge-käinpft, die Besatzung teils niedergemacht, teils gefangen geitommen: einige retteten sich durch eiligen Rückzug. -os schwedische dentrinn war nun durchbrochen: die beiden ^lügel, welche bei Havelberg und Brandenburg standen, waren getrennt. Wrangel rückte aus die Nachricht von der Einnahme Rathenows von Brandenburg gegen Fehrbellin vor. Sein Bruder, welcher bei Havelberg stand, wollte ebendahin marschieren und, vereinigt mit den 4. nippen des Feldmarschalls, dem Kurfürsten sich entgegenstellen. Dieser beeilte sich daher mit dem Angriff. Am 26. Juni wurde die schwedische Nachhut bei Rauen geschlagen. Ter Prinz von Homburg, welcher den Befehl erhalten hatte, den Marsch der Schweden auszuhalten, bis der Kurfürst selbst zur Stelle sei, holte dieselben mit 1500 Reitern bei Linum, in der Rahe von Fehrbellin, ein, griff sie an und zwang sie, Halt zu machen. Er bat den Kurfürsten dringend um Verstärkung. Dieser hielt Kriegs-rat. Alle Generale sprachen sich gegen die sofortige Erösfnng einer Feldschlacht aus. Aber der Kursürst konnte nicht widerstehen. Ta man dem Feinde so nahe sei, so müsse dieser Fell oder Federn lassen. Sogleich wurde Befehl zum Vorrücken gegeben. Am 28. Juni gegen 8 Uhr morgens standen die beiden Heere bei Fehrbellin einander gegenüber. Tei' Kurfürst hatte 5600 Reiter und 13 Kanonen; sein Fußvolk war noch zurück und traf erst nach errungenem Sieg ans dem Schlachtfelde ein. Feldmarschall Wrangel hatte 7000 Mann Fußvolk, 4000 Reiter und 38 Kanonen. Tie Schlacht wurde zwischen den Türfern Linum und Hakenberg geliefert. Zur Entscheidung trug wesentlich bei, daß Feldmarschall Terfflinger einige Kanonen auf einer die feindliche Stellung beherrschenden Anhöhe aufstellen ließ, bevor die Schweden, durch den starken Morgennebel gehindert, die Wichtigkeit dieses Postens erkannten. Ilm den Besitz dieser An-höhe wurde aus beiden Seiten aufs heftigste gekämpft. Aber alle Stürme der schwedischen Regimenter wurden zurückgeschlagen, wenn auch da und dort für die brandenburgischeu Reiter bedenkliche Augenblicke eintraten. Oberst von Monier, der sich mit seinen

3. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 274

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
274 Überall ixt den Städten der Heerstraße wurden für die Heimkehrenden Lazarette eingerichtet, und sogleich waren alle Krankenstuben überfüllt, giftige Fieber verzehrten dort die letzte Lebenskraft der Unglücklichen. Ungezählt sind die Leichen, welche herausgetragen wurden, auch der Bürger mochte sich hüten, daß die Ansteckung nicht in fein Haus drang. Wer von den Fremden vermochte, schlich deshalb nach notdürftiger Ruhe, müde und hoffnungslos der Heimat zu. Tie Buben auf der Straße aber sangen: „Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne Schuh, nirgend Rast und Ruh. So hat sie Gott geschlagen, mit Mann und Roß und Wagen", und hinter den Flüchtlingen gellte der höhnende Ruf: „Tie Kosaken sind da!" Tarnt kam in die flüchtige Masse eine Bewegung des Schreckens und schneller wankten sie zum Thore hinaus. Tas waren die Eindrücke des Jahres 1813. Unterdes hatte die Zeitung gemeldet, daß General Aork mit dem Russen Wittgenstein die Konvention von Tauroggen abgeschlossen hatte. Und mit Schrecken hatte der Preuße gelesen, daß der König den Vertrag verwarf, deu General feines Kommandos entsetzte. Aber gleich darauf sagte man sich, daß das nicht Ernst werden könne, denn der König war aus Berlin, wo sein teures Haupt unter den Franzosen nicht mehr sicher war, nach Breslau abgereist. Jetzt hoffte man. In der Berliner Zeitung vom 4. März las man unter den angekommenen Fremden noch französische Genräle, aber an demselben Tage betrat Herr von Tschernifchef, „Kommandeur eines Corps Kavallerie", in friedlicher Ordnung die Hauptstadt. Seit drei Monaten wußte man, daß der russische Winter und das Heer des Kaisers Alexander die große Armee verdorben hatten. Schon in der Weihnachtszeit hatte Gropins für die Berliner den Brand von Moskau im Diorama aufgestellt. Seit einigen Wochen waren unter den neuen Büchern häufig solche, welche russisches Wesen behandelten, Beschreibungen des Volkes, russische Dolmetscher, Hefte russischer Nationalmusik. Was vom Esten kam, wurde verklärt durch den leidenschaftlichen Wunsch des Volkes. Niemand mehr, als die Vortruppen des fremden Heeres, die Kosaken. Nächst

4. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 325

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
325 feindliche Armee zur Kapitulation zu zwingen. Wieder also mußten die zum Tode ermüdeten Truppen sich in Bewegung setzen. Die Sonne ging unter, der Kronprinz von Sachsen gab eben die genauen Befehle znr Aufstellung der Truppen, da erschien ein Flngeladjntant des Königs Wilhelm mit dem Befehle, keinen Schnß mehr zu thun. Napoleon habe seinen Degen angeboten, man solle bis zum folgenden Mittag 12 Uhr mit der Blntarbeit inne halten lind warten, ob die Kapitulation zustande komme. Der Eindruck, den diese Nachricht machte, läßt sich nicht beschreiben. — Die weiteren Ereignisse sind welthistorisch und sattsam bekannt. Unser Corps konnte sich der Ruhe hingeben, um für neue Anstrengungen bereit zu seiu. Die nächste Sorge war dem Ersatz der verschossenen Munition und der Herbeischaffung von Lebensrnitteln zugewandt. Denn gegessen hatte wohl niemand etwas an diesem Ehrentage des vereinigten Deutschlands. Dann ward geruht iu duukler Nacht. Glücklich, wer eine Hütte oder Stroh fand. Es schläft, sich aber auch gut auf freiem Bergabhang nach solchen Anstrengungen. Der Morgen des 2. September begann mit denselben Arbeiten nach gewonnener Schlacht, wie sie der 19. August gebracht hatte. War der Anblick des Schlachtfeldes minder traurig, weil unsere Verluste gering, war er auch erfreulicher durch die Ansammlung der Trophäen, so war er doch weit gräßlicher durch den Anblick der Verwüstungen, die unsere Kanonen unter den feindlichen menschlichen Körpern angerichtet hatten. Keine Feder kann hinlänglich schildern, was da zu sehen war. Den übelsten Anblick aber gewährten die französischen Turkos, besonders wenn sie verwundet waren und in der Wut sich ganz als Bestien gebärdeten, den Namen „Mensch" schändend; dann die Hyänen der Schlachtfelder, jenes Raub- und Diebsgesindel, das auf jedem Schlachtfelde wie Pilze aus der Erde aufschießt, um stehlend, raubend und mordend von dem eben zur Geltung gekommenen Rechte der Gewalt Nutzen zu ziehen. Da machte mancher Pistolenschuß, mancher Degenstoß unsererseits mit solchem Treibeil kurzen Prozeß.

5. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 326

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
320 Vormittags wurde die Kapitulation bekannt gemacht. Nachmittags erscholl der Ruf durch die Biwaks: „Ter König kommt!" — Douuerude Hurras rechts von uns beim V. Armeecorps verkündeten feine Nähe. Die Truppen traten ans den Biwaks ohne Waffen und erwarteten den verehrten Feldherrn, zum Appell ausgestellt. Er erschien, begleitet von einem unabsehbaren Gefolge. Er hatte sein Gardcorps nach den entsetzlichen Verlusten von St. Privat noch nicht gesehen. Herzlichst, aber tief bewegt, begrüßte er den kommandierenden General und dessen Gefolge. Tann ritt er von Regiment zu Regiment, von Bataillon zu Bataillon. Überall erscholl das Kommando: „Stillgestanden, richt’t euch!“ Aber vergeblich! Niemand stand still, die Ordnung löste sich. In wirrem Turch-einander stürzten die Soldaten hin zu dem geliebten König. Das Hurrageschrei nahm kein Ende. Jeder wollte ihm wenigstens den Stiesel küssen, mancher war froh, den Schweif seines Pferdes berühren zu können, die vielgerühmte eiserne Disciplin des Gardecorps war ohnmächtig gegenüber der begeisterten Verehrung des Soldaten für den königlichen Feldherrn. Er war festgebannt durch die Menschenmasse, die sein Pferd umringte. Heiße Thränen der Richtung entströmten seinen Augen. Er streckte rechts und links seinen braven blauen Jungen die Hände entgegen, bis er endlich seinen Weg zu dem benachbarten sächsischen Armeecorps fortsetzen konnte. Die Sonne ging unter, ein strömender Regen fiel vom Himmel. So endete der 2. September 1870. Krichspvst und Wrltpost. Von Ignaz Jastrow. Geschichte des deutschen Einheitstranines und seiner Erfüllung. Berlin 1891. Unter den Einrichtungen, welche den Aufschwung des modernen Verkehrs gefördert haben, nimmt neben der Eisenbahn die Post die erste Stelle ein. Sie muß in unserm Vnterlnnbe als eine Frucht bet' Einheitsbestrebungen angesehen werben, die bei der politischen

6. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 311

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
311 entzogen. Tiefe Stille lag auf Alsen, von unserer Seite hörte man aus der Ferne den eigentümlichen Ton von Fuhrwerk mit eisernen Achsen. Es war die reitende Artillerie, die sich noch nach Rackebüll bewegte, wo sie in Reserve verbleiben sollte; sonst nichts. Das Wetter war ungemein günstig, ausnahmsweise windstill, ein trüber, verschleierter Himmel, daher so dunkel, wie es um die ^eit der größten Tageslänge in dieser Breite überhaupt nur werden kann, und eine milde Temperatur. Noch fehlten wenige Minuten an zwei Uhr, dem Augenblick, wo unsere Boote an vier Stellen zwischen dein südlichsten Rand von Satrup-Holz nach Schnabeckshage vorn Ufer abstoßen mußten. Das Herabbringen der Kähne und das Schurren der stachen Boote über das Geröll des Strandes scheint unbemerkt geblieben zu sein. Jenseits rührte sich nichts, friedliche Ruhe lag über der schönen Gegend, und nur die Lerche erhob sich singend ans den wogenden Kornfeldern, welche bald der Schauplatz Mutigen Kampfes werden mußten. Jetzt war es zwei Ubr und mit geschürftem Blick spaheten wir nach den ersten schwarzen Punkten, die sich auf dem klaren Seespiegel zeigen würden, — da blitzte es auf, mir sichtbar, nicht hörbar waren ein paar Schuß gefallen und zwar. wie es scheint, irrtümlich von unserer Seite herüber. Alsbald sprühten die Funken am jenseitigen User, bald an dieser, bald an jener Stelle, dann leuchtete es hoch auf und der dumpfe Kuall verkündete, daß die bereit gehaltenen Geschütze der nächsten Straudbatterieen ihre Kartätschladung gegen unsere verwegenen Argonauten ausschütteten. Wirklich sind sie zu hoch gegangen, und nur ein Kahn ist umgeschlagen, die Mannschaft aber, wenigstens zum großen Teil, von den nächsten Booten gerettet. Tie braven Pontoniere, selbst wehrlos und eben erst von der Oder und Elbe angelangt, ruderten unaufhaltsam weiter, die Infanterie aber nahm das Feuer auf, und wenn auch manche Patrone ihr Ziel verfehlt haben mag, so rückte die Feuerlinie doch unaufhaltsam weiter. Das war nicht anders zu erwarten, da Führer wie General Manstein und Röder in den vordersten Kähnen standen.

7. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 319

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
319 Ter Alarm erfolgte, als noch tiefe Dunkelheit herrschte. Lange vor Sonnenaufgang setzten sich die Truppen in Bewegung. Ein dichter Nebel bedeckte das Thal der Maas. Herabfallend durchschüttelte er den Körper mit eisiger Kälte, verkündete aber auch einen smmigeu, heißen Tag. Unser Corps bewegte sich ans zwei Gebirgswegen ans der Umgegend von Carignan auf Francheval und Villers-Cernay. Während des Marsches konnten wir durch den Nebel links unten die langen Züge der Sachsen sehen, die von Touzy her auf Bazeilles und La Moneelle marschierten. Wieder sollten die Sachsen links von uns kämpfen wie bei St. Privat. Aber heute waren sie dem Feinde näher als wir, hatten auch den Alarmbefehl früher erhalten, denn das Oberkommando der Maasarmee befand sich bei ihnen. Sie hatten also einen bedeutenden Vorsprung vor uns und mußten den Feind früher erreichen. Ties und der vorn hörbare Schlachtenlärm trieb uns zur Eile an. Zwischen Villers-Cernay und Givonne verschleierte eine bewaldete Höhe die Einsicht in die feindliche Stellung. Unsere Garde-füsiliere Vertrieben von dort die wenigen feindlichen Vorposten mit leichter Mühe, und wir konnten das Wäldchen durchschreiten und dem Feinde jenseits Auge in Auge seheu. In einer tiefen Schlucht zu unsern Füßen lagen mehrere Dörfer und Gehöfte bis Bazeilles an der Maas. Jenseits dieser Schlucht stand der Feind in und hinter Erdwerken auf dem Thalrande des Flüßchens Givonne, und hinter dem Thalrande erhob sich ein Berg, Bois de ln Getraute genannt, dessen südlicher Teil bewaldet ist, dessen nördlicher kahler Teil mit seinem höchsten Punkte, dem Cal-vaire d'jlly, die ganze Gegend überragt. Vom Calvaire d'jlly senkt sich das Gelände nach rechts (Norden) bis zum Torfe Jlly am Fuße des unwegsamen Ardenner Waldgebirges, das die belgische Grenze bildet. Von dem jenseitigen Rande der Schlucht vor uns sprühten zahlreiche Kanonen und Mitrailleusen Tod und Verderben auf die links von uns in den Kampf tretenden Sachsen. Jetzt -war der Tag der Vergeltung gekommen. Wir zahlten die Hilfe zurück, die uns die Sachsen vor vierzehn Tagen bei St. Privat geleistet.

8. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 320

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
320 Zunächst flogen die Adjutanten, und es hieß „Corpsartillerie vor!" Alle Divisionen beeilten sich auch, ihre Geschütze ins Feuer zu bringen. Tie ersten Batterieen der ersten Gardedivision stellten sich an dem Saume des Waldes aus, den die feindlichen Vortruppen soeben verlassen hatten, und flankierten und vertrieben die feindlichen Mitraillensen, welche die Sachsen beschossen. Da wurden aber auch die Franzosen am Bois de la Garenne und auf dem Calvaire d'jlly lebendig und feuerten von dort mit so viel Geschütz, als nur Platz hatte. Unsere zuerst ins Feuer gebrachten Batterieen hatten anfangs einen harten Stand. Aber bald ward es möglich, auch unsererseits mehr Geschütze aufzustellen. In wenig mehr als zwei Stunden hatten die Batterieen den drei Meilen langen Weg zurückgelegt. Die steilen Hänge mit weichem, schwerem Boden machten große Schwierigkeit, als die Kanonen in Stellung gebracht werden sollten. Tie Kanoniere, abgesessene Husaren und Garde-süsiliere halfen ziehen und schieben, denn die Zugpferde waren durch den schnellen, meilenlangen Lauf außer Atem und allein nicht mehr imstande, die schweren Geschütze hinauszuziehen. So verging keine weitere halbe Stunde, und neunzig Geschütze der Garde anworteten dem Feinde. Es entspann sich nun hier eine von jenen Kanonaden, • unter deren Schutz der Führer weitere Entschlüsse faßt und über die Truppen verfügt. Tas Corps marschierte auf und nahm Stellung; rechts die erste, links die zweite Gardedivision, die Kavalleriedivision rechts hinter der ersten Division, bis zur belgischen Grenze streifend. So sperrten wir das Land von der Grenze bis zu den Sachsen, die Sachsen wieder bis zu den Bayern, die, wie wir später erfuhren, einen Vernichtungskampf in Bazeilles bestanden. Aber auch den Sachsen setzte der Feind hart zu. Er ging zum Aug riss über, und das Xii. Corps hatte einen schweren Stand. Der Feind schien hier mit Gewalt durchbrechen zu wollen. Schon hatte das Xii. Corps feine letzten Reserven verausgabt, und noch brachte der Feind immer mehr Truppen zum Angriff vor. Ter kommandierende General des Gardecorps, Prinz August von Württemberg, verstärkte jetzt die zweite Gardedivision durch die

9. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 322

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
322 gesichert war, wurde die ganze Artillerielinie von neunzig Geschützen bis dicht au die Schlucht geführt, in der es lag, und überschüttete aus nächster Nähe den gegenüberstehenden Feind mit Granaten. Es war ein Schauspiel, so großartig und so gräßlich, wie man es nicht beschreiben kann, weuu ganze Bataillone des Feindes durch die sicher treffende» Granaten, aus allen Geschützen zugleich, binnen wenigen Minuten völlig vernichtet wurden, wenn feindliche Batte-rieeit vortrabten, um uns zu antworten, und keinen Schuß thun konnten; denn ehe sie zum Schuß kamen, lagen sie in Trümmern. Einen solchen Versuch leitete, wie wir später lasen, der Kaiser selbst. Vor dem vernichtenden Granatenregen, den wir sandten, wichen allmählich die Feinde nach dem Bois de la Garenne, im Walde Schutz suchend. Vou allen Seiten häuften sich dort die Massen der Zurückgehenden. Aber unsere Granaten bearbeiteten jetzt den Wald. der den unglücklichen Franzosen keinen Schutz gewährte. Unsere Infanterie schob ihre Vortruppen bis an den jenseitigen Rand der Schlucht in die Hohe, um sich dort festzusetzen. Weiter wollte unser kommandierender General jetzt noch nicht vorgehen, bis der Angriff von allen Seiten zugleich gemacht werden könnte. Vor uns kletterten die Gardejäger die (Schlucht Hinan. Links davon setzten sich zwei Kompanieen der 2. Gardedivision an Rande fest und legten sich, das Gewehr am Kops, in Schwärmen ausgelöst, hin. Ta tauchte eine dichte Masse feindlicher Infanterie südlich vom Walde auf und lief schnell auf diese zwei Kompanieen zu, das Gewehr gefällt, im Laufe so schnell schießend, als möglich. Was wir da sahen, waren ungefähr 6000 Infanteristen, die sich auf die zwei schwachen Kompanieen stürzten. Mit Spannung richteten wir unsere Blicke nach diesem Massenangriff. Aber es richteten sich auch die Rohre unserer Kanonen dahin. Ein Schnellfeuer aus neunzig Geschützen auf wohlbekannte nahe Entfernung begann. Unaufhörlich platzten unsere Granaten in den dichten Massen; diese waren bald eingehüllt von Staub und Pulverdampf, aus dem zuweilen menschliche Körper oder Körperteile in die Luft geschleudert erschienen, so massenhaft waren die Explosionen unserer Granaten. Tie Ordnung in der feindlichen

10. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 230

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
230 gekommen, so wäre Wallensteins zerstreutes Heer in üble Lage geraten. Jetit donnerten die kaiserlichen Signalkanonen, um die Heerteile zusammenzurufen, und es blieb eine lange Nacht übrig, Pappenheim mit den Kürassieren von Halle zu holen. Tie Nacht war schwarz und wollte nicht enden, da am Morgen ein dicker Nebel alles bedeckte und den Beginn des Kampfes unmöglich machte. — Ter König ward verstimmt. Er ritt umher, um sich zu überzeugen, ob alles in Ordnung sei. Über dem Koller von Elenshaut trug er einen grauen Überrock. Man bat ihn, wenigstens an solchem Tage einen Harnisch anzulegen. Er wollte nicht. Im polnischen Kriege nämlich hatte er bei Tirschan eine Schußwunde erhalten, und der Harnisch drückte ihn auf dieser Stelle. „Gott ist mein Harnisch!" erwiderte er, als man nochmals in ihn drang. — Auch frühstückte er nicht. Tie Nacht hatte er wiederum in einem Wagen verbracht mit Herzog Bernhard und dem General Kniep-hansen. Nüchtern hatte er früh einen weißen Hengst bestiegen, und diesen ritt er müde, ehe noch die Schlacht begann. Sein Gefolge bildeten an jenem Tage lauter Deutsche: Franz Albert, Herzog von Sachsen-Lauenburg, die Herren Molk, Crailsheim, Truchseß und ein achtzehnjähriger Page, Namens Lenbelsing ans Nürnberg. Andere nennen noch einen schwedischen Leibsoldaten Erland Sinblöff. — Tas Heer fang znm Morgengebete: „Ein' feste Bnrg ist unser Gott!" Ter König hielt Anreden an die Truppen, auch an die Teutschen, welche unter Herzog Bernhard den linken Flügel einnahmen. Es ist bekannt, daß er vollkommen deutsch sprach. Tann ritt er ant Centrum, an seinen blauen und grünen Regimentern vorüber nach dem rechten Flügel zurück. Ter weiße Hengst strauchelte, und der König vertauschte ihn mit dem braunen, welchen er das Jahr vorher bei Breitenfeld geritten hatte. — Ter Nebel wich nicht, man sah nur seinen nächsten Nachbar: Gustav Adolf selbst begann mit lauter Stimme den Gesang eines Psalms und danach eines Liedes, welches er selbst kürzlich gedichtet hatte, und das mit den Worten anhub: „Verzage nicht, du Häuflein klein!" — Das Heer sah sich nicht, es hörte sich nur, und ein Nachbar
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